Baby-led Weaning: Vorteile und Nachteile

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Baby-led Weaning: Vorteile & Nachteile

Einführung

Du fragst dich, wie es nach dem Stillen oder dem Fläschchen weitergehen soll? Sobald dein Baby bereit ist, feste Nahrung zu probieren, stehst du vor einer wichtigen Entscheidung. Eine Methode, die in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist, ist Baby-led Weaning (BLW). Doch was steckt dahinter, und warum entscheiden sich so viele Eltern dafür?

Was ist Baby-led Weaning? (BLW)?

Definition und Ursprung

Baby-led Weaning, zu Deutsch “babygesteuertes Abstillen”, ist eine Methode der Beikosteinführung, bei der dein Baby selbst bestimmt, was und wie viel es isst. Heute wird Baby-led Weaning in der Regel so interpretiert, dass man dem Baby geeignete feste Nahrung anbietet, die es selbstständig greifen und in den Mund führen kann („Fingerfood“), anstatt Brei mit dem Löffel zu füttern. Deshalb nennt sich die Methode bei vielen auch „Breifrei“. Streng genommen spielt die Konsistenz der Nahrung jedoch gar keine Rolle: auch wenn sich ein Baby selbständig einen Löffel voll Brei in den Mund schiebt, ist das eine Form von Baby-led, also babygesteuert. Die Methode des BLW mit fester Nahrung wurde in den frühen 2000er Jahren populär und wird von Verfechtern als natürlicher Übergang vom Stillen oder Fläschchen zur festen Nahrung angesehen.

Unterschiede von „Breifrei“ und traditioneller Breifütterung

Der größte Unterschied zur klassischen Beikosteinführung? Dein Baby isst von Anfang an feste Nahrung und nicht erst Brei. Starre Fütterungspläne und vorgeschriebene Mengen gibt es nicht. Dein Baby entscheidet selbst, was es essen will und wann es genug hat. Du bietest ihm einfach verschiedene Lebensmittel an, und es lernt, selbstständig mit Essen umzugehen.

Vorteile von Baby-led Weaning

Selbstständigkeit fördern

Mit Baby-led Weaning gibst du deinem Baby die Chance, selbständig zu essen und selbst zu entdecken, was schmeckt und wie viel es essen möchte. Das stärkt nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern fördert auch seine positive Einstellung zum Essen.

Entwicklung der motorische Fähigkeiten

Indem dein Baby Essen selbst greift und zum Mund führt, trainiert es seine Feinmotorik und die Hand-Augen-Koordination. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für Mahlzeiten wichtig, sondern unterstützen auch seine motorische Entwicklung insgesamt.

Gesunde Essgewohnheiten von Anfang an

Wenn du dein Baby nach dem BLW-Prinzip ernährst, entscheidet es selbst, ob und wieviel es essen will. So entwickelt sich ein sehr gutes Gespür für Hunger und Sättigung Das reduziert die Gefahr des Überessens und könnte später Probleme mit Übergewicht vorbeugen.

Baby isst Brötchen - BLW

Nachteile des Baby-led Weaning

Wählerisches Essverhalten durch verspäteten Beikoststart

Immer wieder wird behauptet, durch BLW kommen Babys viel früher mit einer Vielzahl von Texturen und Geschmäckern in Kontakt. Doch in der Praxis sieht das anders aus. Tatsächlich kommen bei dieser Methode viele Babys erst später in Kontakt mit Lebensmitteln als bei der klassischen Beikosteinführung mit Brei. Sie sind oft älter, bevor sie überhaupt etwas essen. Das birgt die Gefahr, dass ein Kind wählerischer wird und verschiedene Geschmäcker und Lebensmittel eher weniger gut akzeptiert. Falls du mehr darüber wissen willst, wie man wählerischem Essverhalten vorbeugen kann, schau dir unbedingt unseren Blogartikel „Kinderernährung: Schwierige Esser“ an.

Entwicklung von Lebensmittel-Allergien anstatt Lebensmittel-Toleranzen

Bei einem späteren Beikoststart wird es auch schwieriger, eine Toleranz gegenüber typischen Nahrungsmittelallergenen aufzubauen. Seit ein paar Jahren wissen wir, dass ein frühzeitiges Angebot verschiedener Lebensmittel wichtig ist, um Allergien vorzubeugen. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel „7 Mythen zum Beikoststart im Faktencheck“ sowie in unserem krankenkassen-finanzierten Beikost Onlinekurs.

Frust durch schwieriges Kauen und Schlucken

Immer wieder berichten uns Eltern davon, dass ihre Babys sich mit dem Kauen und Schlucken von stückigen Lebensmitteln doch recht lange schwer tun. Das führt nicht selten zu Frust führt schnell dazu, dass der Hunger des Babys mit Milch anstelle von fester Nahrung gedeckt wird. Das Ergebnis ist dann leider oftmals eine unausgewogene, einseitige Nährstoffaufnahme.

Gefahr von salziger, zuckerhaltiger, weniger ausgewogener und schadstoffbelasteter Nahrung

Babys essen gerne das, was auch du isst. Das gilt auch und gerade beim Baby-led Weaning. Und so bekommen viele Babys durch BLW deutlich mehr salzige und oft auch zuckerhaltige Nahrungsmittel als wir uns wünschen würden. Zudem gelten für die Lebensmittel, die keine speziellen Babylebensmittel sind, weniger strenge Richtwerte für Zutaten und Schadstoffbelastung. Eine höhere Schadstoffaufnahme kann die gesunde Entwicklung deines Babys beeinträchtigen.

Ist Baby-led Weaning gefährlich?

Sicherheitsbedenken und Erstickungsgefahr

Häufige Argumente gegen BLW sind zum einen die Sorge um die Sicherheit und zum anderen die Gefahr, dass ein Baby nicht mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird.

Maßnahmen zur Vermeidung von Erstickungsgefahr

Vor allem die Angst vor dem Ersticken, weil sich ein Baby an den festen Lebensmitteln verschlucken könnte, hält immer wieder Eltern von BLW ab. Diese Angst ist sicherlich überbewertet. Dein Baby hat gute Mechanismen, um sich vor einem Ersticken zu schützen. Mit weichen, leicht zu kauenden Lebensmitteln und ständiger Aufsicht kannst du das Erstickungsrisiko durch Verschlucken deutlich senken und bist auf der sicheren Seite. Erste-Hilfe-Kenntnisse schaden nie und geben dir die Sicherheit, richtig zu reagieren, sollte es doch einmal zu Erstickungsgefahr kommen.

Warum manche Kinderärzte vor Baby-led Weaning warnen

Einige Kinderärzte, Hebammen und Ernährungsexperten warnen vor BLW wegen der Gefahr einer unausgewogenen Ernährung. Die Sorge, dass dein Baby nicht genügend Nährstoffe erhält, ungesunde Lebensmittel bevorzugt und andere, sinnvolle Lebensmittel ablehnt, ist nicht ganz unbegründet. Ich berate in meiner Praxis immer wieder Familien, die mit Baby-led Weaning als alleiniger Methode zur Beikosteinführung Schwierigkeiten bekamen.

Expertenmeinungen zur Sicherheit

Experten betonen, dass mit der richtigen Vorbereitung und Vorsicht Baby-led Weaning eine sichere Methode für dich und dein Baby sein kann. Du solltest dich aber gut informieren und bei Unsicherheiten Rücksprache mit deinem Kinderarzt oder einem Ernährungstherapeuten Rücksprache halten.

Baby spielt mit Kochtopf

Herausforderungen und Lösungen

Schwierigkeiten und wie man sie überwindet

Chaos und Unordnung

Du wirst sehen: eine der größten Herausforderungen beim Baby-led Weaning ist die Unordnung, das Chaos und der Dreck während der Mahlzeiten. Hierbei helfen vor allem deine eigene Haltung von innerer Gelassenheit und Geduld sowie die richtige Vorbereitung: Bereitet man dem Baby einen Platz zum Essen vor, an dem es egal ist, wenn viel gekleckert wird, lässt sich die Kleckerei leichter ertragen. Ein großes Lätzchen, eine gute Waschmaschine und ein abwaschbarer Bodenbelag haben sich bewährt.

Lebensmittelverschwendung

Beim Baby-led Weaning landet nur wenig von dem, was du deinem Baby anbietest, tatsächlich in seinem Bauch – das meiste wird gekleckert, fallen gelassen oder einfach liegen gelassen. Das kann frustrierend sein. Wohl dem, der ein Haustier hat, das sich über die Extras freut!

Unterstützung und Geduld der Eltern

Damit dein Baby sich an feste Nahrung gewöhnen kann, braucht es vor allem eins: Zeit. Und beim BLW gleich nochmal mehr. Deine Geduld und Unterstützung sind hier der Schlüssel. Es kann helfen, sich mit anderen Eltern auszutauschen oder an einem Kurs teilzunehmen, um Tipps und Motivation zu bekommen. So wird der Übergang entspannt und erfolgreich.

Brei und Baby-led  Weaning kombinieren – Das Beste aus beiden Welten

Nicht der Babybrei ist schlecht für dein Baby:

Durch den Hype um Baby-led Weaning glauben heute viele Eltern, dass Babybrei schlecht für Babys ist. In Wirklichkeit ist nichts verkehrt am Brei. Es bietet eine Möglichkeit, wichtige Nährstoffe auf eine leicht verdauliche Weise zu liefern und hat sich über Jahrtausende bewährt. Ein Blick in andere Kulturen zeigt, dass Babybrei als natürliche Methode der Beikosteinführung weltweit verbreitet ist.

Vielmehr besteht bei der Breifütterung eher die Gefahr, dass Eltern die Signale ihrer Babys ignorieren und dem Baby dadurch sein Mitspracherecht nehmen. Bei Breifütterung solltest du deshalb ganz bewusst und feinfühlig auf dein Baby achten, um seine Hunger- und Sättigungssignale nicht zu übersehen.

Beachtet man einige wichtige Hinweise und kombiniert Brei mit Fingerfood, erhält man das Beste aus 2 Welten.

Baby-led Weaning geht auch mit Brei:

BLW und Breifütterung müssen sich nicht ausschließen. Viele Eltern entscheiden sich für eine Kombination, bei der das Baby sowohl Brei isst als auch Fingerfood selbstständig probiert. So kannst du sicherstellen, dass dein Baby alle wichtigen Nährstoffe bekommt, und gleichzeitig von den Vorteilen beider Methoden profitieren.

Praktische Tipps für den Start

Wann ist der richtige Zeitpunkt? Zeichen der Beikostreife erkennen und Brei mit Fingerfood kombinieren

Der beste Moment, um mit der Beikost zu starten, ist gekommen, wenn dein Baby klare Zeichen der Beikostreife zeigt. Dazu gehören Interesse an fester Nahrung, entspanntes Liegen in Bauchlage und das Nachlassen des Zungenstoßreflexes. Falls dein Baby noch etwas unsicher mit Fingerfood ist, obwohl es alle Beikost Reifezeichen zeigt, kannst du zunächst mit Brei beginnen und nach und nach auch Fingerfood einführen.

Geeignete erste Lebensmittel für Brei und Fingerfood

Perfekt für den Start eignet sich weiches Gemüse. Du kannst ein paar Happen als Fingerfood in kleine, mundgerechte Stücke schneiden und den Rest zu Brei pürieren. Nach und nach ergänzt du mit Kartoffeln und Nudeln sowie einer Eisenquelle wie Fisch, Fleisch oder Vollkorngetreide. Orientiere dich bei der Auswahl von Fingerfood an den Empfehlungen für die Zutaten von Babybreien.

Füttertechnik, die Selbstständigkeit fördert

Halte am besten mehrere Löffel bereit und gib deinem Baby einen oder zwei davon in die Hand, während du parallel dazu fütterst. Auch wenn dein Baby den gefüllten Löffel nicht immer sicher in den Mund bugsiert, sammelt es wichtige Erfahrungen im Sinne von Baby-led Weaning.

Mahlzeiten clever kombinieren

Eine gute Idee für eine ausgewogene Mahlzeit? Kombiniere doch pürierten Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei mit weichgekochten Gemüsesticks, Kartoffelstücken oder Nudeln. So kann dein Baby die Vorteile von Brei und Fingerfood gleichzeitig genießen.

Die Vorteile von Baby-led Weaning auch mit Brei nutzen

Achte feinfühlig auf die Signale deines Babys. Versuche zu erkennen, wann es Hunger hat und, mindestens genauso wichtig, wann es satt ist, und akzeptiere das. Gib ihm Fingerfood, solange es Interesse hat. Aber übernimm mit Löffel und Brei, wenn dein Baby müde ist oder Anzeichen von Frust zeigt. Beende die Mahlzeit, sobald dein Baby signalisiert, dass es genug hat.

Unterstützung für deinen Start mit der Beikost: Onlinekurs

Unser PEAK FORM Beikost Onlinekurs hilft dir, die besten Methoden für die Beikosteinführung zu finden. Du bekommst eine Mischung aus modernen BLW-Ansätzen und altbewährten Brei-Methoden – liebevoll, sicher und auf dein Baby abgestimmt.

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