Baby Led Weaning – Top oder Flop?

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Baby Led Weaning – Top oder Flop?

Baby Led Weaning ist als neuartiger Trend in der Babyernährung derzeit in aller Munde.

Zu deutsch heißt Baby Led Weaning, oft auch abgekürzt als BLW, Baby-geleitetet Beikosteinführung. Die Idee dahinter: der Säugling wird nicht von uns gefüttert. Statt dessen füttert er/sie sich selbst und erfährt sich so als selbstbestimmtes Wesen. Vielfach wird Baby Led Weaning auch mit “Breifrei”, also einer Beikosteinführung ganz ohne Babybrei, gleichgesetzt. Doch das muss gar nicht sein.

Als junge Mutter oder Vater willst du alles richtig machen, und so ist bei vielen Eltern die Verunsicherung groß! Ist diese moderne Form der Beikosteinführung tatsächlich besser? Mache ich etwas falsch, wenn ich Brei füttere? Oder lässt sich Baby Led Weaning mit Brei auch kombinieren? Kann mein Baby an Fingerfood ersticken? Diese und viele weitere Fragen erreichen uns immer wieder. Und so wollen wir mit unserem Artikel etwas Licht ins Dunkel bringen.

Was bedeutet “Baby Led Weaning”?

Und was ist eigentlich Fingerfood?

“Weaning” ist Englisch und bedeutet “Entwöhnung”. Gemeint ist die Entwöhnung von der Milchnahrung und die Gewöhnung an feste Nahrungsmittel. In englischsprachigen Ländern ist “Weaning” ganz einfach das Wort für “Beikosteinführung”. Gemeint ist der gesamte Zeitraum der Einführung von fester Nahrung, von den ersten Versuchen bis zu dem Zeitpunkt, wo dein Baby gar keine Milch mehr braucht.

Und “Baby led” heißt ganz einfach, dass nicht du über dein Baby bestimmst, sondern dein Baby ein wichtiges Wörtchen mitzureden hat. Das Schlagwort heißt “selbstbestimmt”.

Fingerfood, das oft als Alternative zu Breien genannt wird, sind ganz einfach kleine, stückige aber weiche Lebensmittel, die dein Baby selbst in die Hand nehmen kann, um sich damit sozusagen selbst zu füttern. Wichtig ist, dass die Stückchen tatsächlich so weich sind, dass bei Verschlucken keine Erstickungsgefahr droht.

Baby Led Weaning (BLW)

Entwickelt wurde diese Beikostmethode von der britischen Hebamme Gill Rapley. Wie bei Modetrends nicht ungewöhnlich, verbreitet sich die Idee gerade in Windeseile auch unter deutschen Eltern und wird auf unterschiedlichste Arten interpretiert und umgesetzt. Dabei ist die eigentliche Idee im Grunde genommen gar nicht so neu.

Brei oder Breifrei, das ist hier die Frage

ODER DOCH NICHT?

 

Wir finden, es ist dabei gar nicht so wichtig, ob dein Baby Brei oder Fingerfood isst. Wichtig für dein Baby ist vielmehr, dass diese große Veränderung in seinem kleinen Leben feinfühlig geschieht. Feinfühlig heißt, dass du auf seine Signale prompt und angemessen reagierst. So gibst du deinem Baby das Gefühl, dass es ein Mitspracherecht hat und ein Stück weit selbst bestimmen kann, was mit ihm passiert. Genau das, worum es bei dem Konzept “Baby Led Weaning” im Kern geht: Dein Baby erfährt Selbstbestimmung, weil du feinfühlig reagierst.

Babybrei oder Fingerfood?

Was genau bedeutet feinfühlig?

UND WIE KANN ICH FEINFÜHLIG BEIKOST EINFÜHREN?

 

Deine Aufgabe als Mutter oder Vater ist es, nun feinfühlig auf die Signale deines Babys zu achten. Hat es noch Hunger? Oder ist es schon satt? Braucht es gerade eine Pause? Eine Kuscheleinheit? Eine Aufmunterung?

Wenn dein Baby Hunger hat und den Mund weit aufsperrt, spricht überhaupt nichts dagegen, den vollen Löffel voll leckerem Babybrei in seinen Mund zu führen. Wenn dein Baby den Löffel selbst übernehmen will, kannst du ihm entweder auch einen Löffel in die Hand drücken, und dann könnt ihr immer Löffel tauschen. So kann es ganz selbstbestimmt üben, Nahrhaftes in seinen Mund zu bugsieren. Zwischendrin immer mal wieder ein Happs von Mama oder Papa hilft dem Baby oft, vor lauter Hunger nicht zu frustriert zu werden und aufzugeben.

Das Gleiche gilt für Fingerfood: hat dein Baby Interesse an Fingerfood, kannst du es gerne mit ein paar Stückchen altersgerechtem Fingerfood üben lassen. Auch hier wirst du merken, dass es oft dankbar ist über etwas Unterstützung von außen. Wenn du aber merkst, dass dein Baby deine Hilfe nicht will, dann wartest du ab. Du reagierst feinfühlig und zwingst ihm nichts auf. Ganz im Sinne von Baby Led Weaning.

Ganz besonders wichtig ist es, dass du auf die Sättigungszeichen deines Babys achtest. Babys wissen sehr genau, wann sie genug gegessen haben. Versuche nicht, es mit Ablenkung zum Mehressen zu animieren. Sondern akzeptiere, dass es genug hat.

Manchmal ist die ganze Esserei auch einfach sehr anstrengend für dein Baby – vor allem zu Beginn, wenn ihr gerade erst mit der Beikost beginnt. Wenn du also das Gefühl hast, dass dein Baby noch gar nicht satt sondern nur erschöpft ist, solltest du ihm im Anschluss an die Mahlzeit noch Milch anbieten – aus Fläschchen oder Brust, so wie ihr es immer macht.

feinfühlig: Baby isst Brokkoli

Ist Baby Led Weaning gefährlich?

WARUM MANCHE KINDERÄRZTE VOR BABY LED WEANING WARNEN

 

Gesundheitstrends werden gerne übertrieben. Damit sich eine neue Idee auch gut vermarkten lässt, muss sie radikal anders sein. Was im Kern gut gemeint ist, kann so manches Mal ins Gegenteil umschlagen. So kann auch ein zu strenges Folgen eines sehr eng gefassten Baby Led Weaning Konzeptes in manchen Fällen zu ernsthaften gesundheitlichen Konsequenzen für dein Baby führen:

  • Im 2. Lebenshalbjahr steigt der Energie- und Nährstoffbedarf deines Babys. Mutter- oder Säuglingsmilch alleine reichen jetzt nicht mehr aus. Andere Lebensmittel müssen sie ergänzen. Für eine gute Versorgung mit allen lebenswichtigen Nährstoffen ist ein weit gefächertes Angebot wichtig. Hältst du dich an den in Deutschland empfohlenen Ernährungsplan für Babys mit den 3 Breien, kannst du sicher sein, dass dein Baby rundum gut versorgt ist.
  • Wenn  dein Baby jedoch ausschließlich Fingerfood erhält, ist es schwieriger, eine ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen sicherzustellen. Zum Einen können Babys – je nach individueller Entwicklung – oft erst mit 9 oder 10 Monaten ausreichende Mengen an Fingerfood verzehren, um ihren Nährstoffbedarf wirklich zu decken. Und zusätzlich ist es gar nicht so leicht, ein wirklich bedarfsdeckendes Angebot an babygerechten Lebensmittelstückchen zusammenzubekommen. Da muss man sich schon sehr gut auskennen, um eine gesunde Vielfalt sicherzustellen.

Die Gefahr einer einseitigen Ernährung und somit eines Mangels an lebenswichtigen Nährstoffen ist bei Baby Led Weaning also durchaus gegeben. Und das ist der Grund, warum Kinderärzte Baby Led Weaning nicht pauschal empfehlen wollen.

Baby Led Weaning geht auch mit Brei

Brei oder Fingerfood – was soll ich tun?

BABY LED WEANING IN BABYGERECHTER FORM

 

Wir meinen, wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. Und so weit liegen die beiden Welten (klassische Breie auf der einen und Baby Led Weaning auf der anderen) gar nicht auseinander. Sie lassen sich sogar prima kombinieren!

 

Übrigens: Auch unsere Urahnen haben den Babys die erste Nahrung als Brei angeboten: sie haben das Essen für die Kleinsten einfach weichgekaut oder zerdrückt. Und viele Urvölker tun dies heute noch! So verkehrt kann Brei also gar nicht sein! Wir finden, es lohnt sich nicht, die Frage nach Brei oder nicht Brei so hoch zu hängen. Statt dessen wollen wir junge Eltern dazu animieren, stets feinfühlig auf ihre Babys zu reagieren. Deshalb sind wir ein großer Fan der Grundidee von Baby Led: SELBSTBESTIMMT. Aber alles mit Maß und einer gehörigen Portion gesundem Menschenverstand.

 

Du bist noch unsicher und hast viele Fragen, wie du das mit der Beikosteinführung angehen sollst? Dann ist unser krankenkassen-zertifizierter Online-Kurs zur Beikosteinführung genau das Richtige für dich. Dort erfährst du alles Wissenswerte zum Beikoststart inklusive Baby Led Weaning, und die Krankenkassen übernehmen auch noch einen Großteil der Kosten. Damit ihr Zwei diese spannende Zeit lecker – locker – leicht gemeinsam meistert.

 

Was hältst du von Baby Led Weaning?

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